Spezialfolge zum Weltfrauentag mit Beatrice Frasl

„Alle Jahre wieder kommt der Frauentag. Auf die Erde nieder, wo immer noch herrscht Patriarchat.“ So oder so ähnlich könnte man das bekannte Weihnachtslied rund um den Weltfrauentag singen. Und genauso wie Weihnachten und der Frauentag jedes Jahr wiederkommen, kommt auch die unerträgliche Schenkerei. PolitikerInnen verteilen am 8. März ungeniert Blumen, Geschäfte locken mit Rabatten, und in Lokalen gibt’s für Frauen zum Mittagsmenü ein gratis Getränk.

Hallo!? Ist es wirklich so schwer zu verstehen? Wir Frauen wollen nichts geschenkt. Wir wollen schlicht und ergreifend 365 Tage im Jahr die gleichen Chancen und Rechte wie Männer. Und zwar nicht nur am Papier. Wie das geht? Frauen müssen endlich fair bezahlt werden, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf muss ihnen besser ermöglicht werden, ihre Körper dürfen nicht mehr sexualisiert werden, bei Gewalt gegen Frauen muss wesentlich strenger vorgegangen werden, etc. – Ansätze gäbe es genug! Und ganz generell bräuchte es die unhinterfragbare Erkenntnis, dass Feminismus nicht „nice to have“, sondern eine Notwendigkeit ist. Denn eine gleichberechtigte Welt ist eine bessere Welt. Für alle Geschlechter. Effektiv weiter kommen wir übrigens nur, wenn auch Männer verstehen, dass Feminismus wichtig ist. Denn sonst dauert es, wie UN-Generalsekretär Antonio Guterres unlängst sagte, „noch 300 Jahre“. Und das wäre schlichtweg eine Katastrophe und ein Armutszeugnis für die Spezies Mensch.

Eine, die seit vielen Jahren als Kulturwissenschaftlerin, Podcasterin und Aktivistin für eine Zerschlagung des Patriarchats kämpft, ist Beatrice Frasl. Schon einmal war sie im „Frauenfragen“-Podcast zu Gast und hat dabei einige der Gespräche treffsicher analysiert. Nun habe ich sie wieder vors Mikrofon gebeten, um mit ihr über die Notwendigkeit des Internationalen Frauentages und ihr großartiges Buch „Patriarchale Belastungsstörung: Geschlecht, Klasse und Psyche“ zu sprechen. Psychische Gesundheit und Erkrankung sind nämlich ein höchst feministisches Thema, wie Frasl in ihrem Buch umfassend verdeutlicht. Die meisten psychotherapeutischen PatientInnen sind, genauso wie die meisten PsychotherapeutInnen Frauen. Und die Gründe, warum so viele Frauen an psychischen Erkrankungen leiden, hat viel mit den patriarchalen Strukturen zu tun, in denen wir leben. Mit schlechter Bezahlung, mit ungleich verteiltem Vermögen und unzähligen Stunden an gratis geleisteter Sorgearbeit. Ganz grob zusammengefasst: Viel Leid hat damit zu tun, dass wir Frauen immer noch beschenkt, anstatt fair behandelt werden.

FRAUENFRAGEN STELLT VOR:

Beatrice Frasl ist Kulturwissenschaftlerin und betreibt seit 2018 den Podcast „Große Töchter“, der sich aus feministischer Perspektive mit frauen- und gesellschaftspolitischen Entwicklungen in Österreich beschäftigt. Dafür war sie bereits für den Medienlöwen des Journalistinnenkongresses nominiert und landete beim Ö3-Podcast Award 2023 auf dem 7. Platz. Die gebürtige Niederösterreicherin schreibt für Medien im In- und Ausland, hält Vorträge und Workshops in den Bereichen Feminismus, Geschlechterforschung und Queer Studies. Außerdem ist sie auf Social Media äußerst aktiv und hat auf Instagram knapp 20.000 FollowerInnen. Von September 2018 bis Oktober 2019 war sie parlamentarische Fachreferentin für Gleichbehandlungspolitik. 2022 ist mit „Patriarchale Belastungsstörung: Geschlecht, Klasse und Psyche“ ihr erstes Buch zum Thema mentale Gesundheit erschienen.

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Kommentare

  • Regina Kamper

    Liebe Frau Lang!
    In Sachen psychischer Gesundheit und Versorgung der Bevölkerung tut sich gerade einiges: es gibt die Möglichkeit für kostenfreien, schnellen Zugang zu psychologischer Hilfe für 0 bis 21-Jährige über das Projekt „Gesund aus der Krise“ https://gesundausderkrise.at/ Kinder, Jugendliche und Eltern erhalten so gesundheitspsychologische, klinisch-psychologische oder psychotherapeutische Behandlung für bis zu 15 Einheiten. Dabei ist zu hoffen, dass aus diesem Projekt endlich sowas wie eine Regelversorgung (nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern auch für Erwachsene) entsteht und es keine Frage der finanziellen Ressourcen mehr sein darf, ob ich zeitnah Hilfe in Form von gesundheitspsychologischer Behandlung, klinisch-psychologsicher Behandlung/psychologischer Therapie oder Psychotherapie bekomme. Vielen Dank, dass Sie das Thema sichtbar machen, für das wir uns (ob Betroffene oder Behandler*innen) mit viel Herz und Engagement einsetzen.

  • Hanna Schwarz

    Soo schön! Dank Augenentzundung hab ich endlich mal Zeit nur zu hören… U mir einige deiner Podcast gegönnt. Sehr erbauend und unterhaltsam und einfach schön – abgesehen davon, dass das Thema ungemein wichtig ist!
    Danke dafür.

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